Eigentlich sollte es im Missbrauchsfall von Lügde darum gehen, die mutmaßlichen Täter schnell vor Gericht zu stellen und sich um die Opfer zu kümmern. Mittlerweile geht es in dem Fall aber auch um einen offenbar riesigen Behördenskandal. Es gibt Vorwürfe gegen Polizisten und Jugendämter, falsch reagiert zu haben und jetzt kam auch noch heraus, dass aus der Polizeibehörde in Detmold ein Koffer voller Beweise verschwunden ist.
Gegen zwei Polizisten aus Lippe ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits. Es geht um Strafvereitelung. Außerdem wird geprüft, ob die Polizisten die Tatverdächtigen persönlich kannten. Warum die Beweise verschwunden sind, wer dafür verantwortlich ist – das alles ist noch offen. NRW-Innenminister Herbert Reul schließt Vorsatz aber nicht aus. Fakt ist: 155 sichergestellte Datenträger sind futsch. Sie waren in einem Auswerteraum der Kreispolizeibehörde gelagert, der nach Angaben des Innenministeriums nicht so gesichert war, wie er es hätte sein sollen. Die Beweise werden seit Ende Januar vermisst, die Behörde in Detmold informierte das Innenministerium am Montag. Und das hat jetzt Sonderermittler des Landeskriminalamtes nach Detmold geschickt, um das Verschwinden aufzuklären.
Gestern Abend hat die Polizei Lippe selbst zu den neuen Vorwürfen Stellung genommen. Sie spricht von eklatanten Fehlern innerhalb der Behörde, die nicht hätten passieren dürfen. Sobald die Berichte vorliegen, werden notwendige Konsequenzen zu ziehen sein, heißt es. Der Imageschaden für die Polizei ist riesig. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter spricht von einer Katastrophe für das Ansehen der Polizei. Auf der Radio Lippe Facebookseite haben sich viele Lipper erschrocken über die Vorwürfe geäußert. Auch dort ist der Vertrauensverlust in die Polizei schon deutlich spürbar.