Der vom Innenministerium eingesetzte Sonderermittler, der bei der Polizei in Lippe das Verschwinden von 155 Beweismitteln aufklären soll, hat von einer beispiellosen Kette des Versagens der lippischen Polizei berichtet. Eine der schlimmsten Erkenntnisse: Der Hauptverdächtige aus Lügde wurde offenbar schon vor 17 Jahren verdächtigt, ein Kind missbraucht zu haben. Ein Verfahren wurde aber offenbar nicht eingeleitet.
Das hätte dem Mann aber schon damals das Handwerk legen können, heißt es. Und als die Ermittler dann im Dezember 2018 aktiv wurden, gab es laut des Sonderermittlers gravierende handwerkliche Fehler. Der Asservatenraum im Polizeipräsidium in Detmold, in dem der Koffer voller Beweise verschwunden ist, ist seinem Bericht zufolge meistens offen geblieben. Die Durchsuchungsberichte der Polizeibehörde seien oberflächlich, die Dokumentation schlecht gewesen. Und dann habe man mit der Sichtung der 155 Datenträger auch noch einen Polizeianwärter beauftragt, der das alles in fünf Stunden gesichtet haben will. Das sei aber unmöglich. Die Polizei Bielefeld, die mittlerweile für den Fall zuständig ist, habe kürzlich bei einer weiteren Durchsuchung auf dem Campingplatz Beweise gefunden, die den lippischen Kollegen damals wohl gar nicht aufgefallen waren.