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Aaron Knipper
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Serie [Humor, Schräg]

Good Omens

Szene aus Good Omens 2

Staffel 2 (6 Folgen)

Amazon Prime Video
Fantasy, Humor, Schräg 

Kaum zu glauben, aber wahr: Sie sind zurück. Crowley und Aziraphale, das charmante ungleiche Paar aus Himmel und Hölle, stürzen sich in ein neues Abenteuer zwischen den Welten. Amazon Prime Video streamt die brandneue Fortsetzung des Fan-Favorites Good Omens und serviert uns neue Eskapaden aus der Unterwelt.

Vier Jahre des Wartens sind vorbei

Die erste Staffel der Fantasy-Komödie Good Omens basierte auf der berühmten Buchvorlage von Neil Gaiman und seinem mittlerweile verstorbenen Co-Autor Terry Pratchett. Verfilmt wurde hier der komplette Roman - die Aussicht auf eine Fortsetzung stand somit schlecht. Umso überraschender kam da die Ankündigung, dass sich Fans auf eine Zugabe freuen dürfen - und die hat all die charmanten Schauspieler im Gepäck, die die erste Staffel so sehenswert gemacht haben. Alles beginnt mit einem nackten Jon Hamm, der in seiner Rolle als Erzengel Gabriel bei Aziraphale auf der Matte steht - er hat zwar einen Pappkarton dabei, aber keine einzige Erinnerung daran, wer er ist. Somit ist es wieder einmal an der Zeit, den besten Dämonen-Freund Crowley anzurufen; schließlich haben die beiden schon einmal die Welt vor der Endzeit bewahrt.

Im Gegensatz zur ersten Staffel erzählt sich diese Geschichte wesentlich kleiner: Wir bleiben zu großen Teilen in Aziraphales gemütlichen Buchladen, erinnern uns gemeinsam mit ihm und Crowley an diverse skurrile Anekdoten aus der biblischen Geschichte und versuchen nebenbei Gabriels Erinnerungen wieder aufzutreiben. Erneut sind es vor allem David Tennant und Michael Sheen, die die Handlung tragen: Ihre Chemie findet auch abseits des Bildschirms kein Ende. Privat sind die Schauspieler eng befreundet, und diese Zuneigung ist auch in der zweiten Staffel deutlich spürbar.

Szene aus Good Omens 2
Jon Hamm (Gabriel), Michael Sheen (Aziraphale)

Ist die Luft raus?

Man kann es sich denken: Ohne Buchvorlage und Co-Autor steht Neil Gaiman vor einer großen Herausforderung, wenn er der geliebten Serie eine Fortsetzung schenken will. Dass die Story hier ein wenig leidet, war abzusehen - und so verschwinden die zahlreichen Handlungsstränge und schrulligen Charaktere, die die erste Staffel so bunt und sehenswert gemacht haben. Stattdessen fokussiert sich die Serie vor allem auf ihre Hauptcharaktere, wobei sie den großen Rahmen leider immer wieder aus dem Blick verliert. Kleine Ausflüge in die Vergangenheit erzählen bekannte Geschichten noch einmal neu, wirken aber immer wieder ein wenig ziellos. Viele Charaktere erzeugen keinen echten Charme, stammeln und stottern sich mühsam durch ihre Dialoge. Dazu kommen visuelle Effekte, die nach Zeitdruck und Budget-Problemen aussehen.

Ein typisches Fortsetzungs-Desaster ohne Herzblut?

Gemischte Gefühle und ein halbgutes Omen

Es ist gar nicht so leicht, zur zweiten Staffel Good Omens ein Fazit zu ziehen. Denn wenn man über die offensichtlichen Schwächen der Fortsetzung hinwegsieht, findet sich immer noch jede Menge Sehenswertes in der Staffel. Kreative Ideen und vor allem innovatives, inklusives Scriptwriting stecken in jedem Winkel der Geschichte. Der selbstverständliche Umgang mit einem divers aufgestellten Cast und zahlreiche kleine Referenzen und Andeutungen sind mit einem charmanten Augenzwinkern erzählt. Vor allem die Beziehung der beiden Hauptcharaktere erklimmt eine emotionale Stufe, die neue Spannung und Fragen aufwirft. Am Ende gibt uns die zweite Staffel Good Omens klar zu verstehen, dass Aziraphales und Crowleys Geschichte noch nicht auserzählt ist: und wenn man die Fortsetzung genau so versteht - als kleines, emotionales Spin-Off über die Hauptprotagonisten, anstatt als Fortführung des spannenden Epos um Himmel und Hölle - dann findet sich in Good Omens auch in der zweiten Runde jede Menge Sehenswertes.

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Wer hier eine zweite erste Staffel erwartet, der wird vergeblich suchen - doch als zweiter Blick auf die Beziehung der Protagonisten ist die Fortsetzung ein spannender und mutiger Schritt.


Staffel 1 (6 Folgen)

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Apokalypse, Humor, Schräg 

“Die Erde ist angeblich 4,5 Milliarden Jahre alt. Diese Daten sind inkorrekt. Mittelalterliche Gelehrte haben die Schöpfung auf 3760 vor Christus festgelegt - auch das stimmt nicht. Ein Mitarbeiter des Erzbischofs James Ussher verkündete, Himmel und Erde wären am Sonntag den 21. Oktober 4004 vor Christus um neun Uhr morgens erschaffen worden. Leider lag auch er daneben: fast eine viertel Stunde. Die Erschaffung der Welt fand um neun Uhr dreizehn statt.”

Wen die ersten Worte von Good Omens nicht catchen, der wird vermutlich kein großer Freund der Serie - alle Anderen dürfen sich auf drei Stunden beste Unterhaltung freuen. Schon 1990, bei Veröffentlichung des Romans, wurde die schräge Weltuntergangs-Komödie aus der Feder von Neil Gaiman (American Gods, Sandman) und Terry Pratchett (Autor der Scheibenwelt-Romane) zum Bestseller. 

Jenseits von Gut und Böse

Im Zentrum der Handlung stehen zwei der wohl sympathischsten Hauptcharaktere seit langem: Engel Aziraphale (Michael Sheen) und Dämon Crowley (David Tennant). Nach Jahrhunderten und Jahrtausenden, die die beiden für ihre jeweiligen “Büros” auf der Erde verbringen, haben sie nicht nur das Leben auf der Erde lieb gewonnen: auch einander sind sie sich ans Herz gewachsen. Ungünstig ist da nur das bevorstehende Armageddon, das mit der Geburt des Antichristen eingeläutet wird - und noch ungünstiger ist es, dass sie den Antichristen über die Jahre etwas aus den Augen verloren haben.

Streaming-tipp - Szene aus "Good Omens"

So beginnt eine bunte Suche, erzählt aus diversen Perspektiven, die alle vor allem Eines gemeinsam haben: Eine ist schräger als die Andere. Zwischen religiöser Hommage, Buddy-Sitcom und mythologischem Drama wechselt die Serie mühelos zwischen Action, Witz und Philosophie - genau wie ihre Romanvorlage. Und sie bringt sogar noch einen Vorteil mit sich: den fantastischen Cast. Vor allem die spürbare Chemie zwischen Tennant und Sheen wird schnell zum Highlight und ergänzt sich wunderbar durch kleine Cameo-Auftritte von bekannten Namen wie Jon Hamm oder Benedict Cumberbatch. 

Eine berührende Hintergrundgeschichte

Dabei ist die Entstehungsgeschichte der Serie eine sehr ergreifende: lange galt Good Omens als unverfilmbar. Erst in seinem Nachlass bat Terry Pratchett seinen Co-Autor Gaiman darum, den Roman zu verfilmen, nachdem er 2015 an einer neurodegenerativen Krankheit verstorben war. Eine Bitte, die Gaiman offenbar sehr ernst genommen hat: er ist nicht nur Autor des Drehbuchs, sondern auch Showrunner und ausführender Produzent der Serie. Das spürt man: als Fan des Buches wird man nicht enttäuscht. Die Serie bleibt nah an der Vorlage und schafft es, den gewitzten Charme der Handlung mühelos einzufangen.

Auch wenn die Produktion innerhalb des Good Omens Fandom ein großer Erfolg war und diverse Preise verzeichnen kann, scheint die Serie in Deutschland bisher etwas unter dem Radar geblieben zu sein. Was ihr verpasst, wenn ihr Good Omens noch keine Chance gegeben habt? Eine liebevolle, weltoffene und intelligente Komödie voller schrulliger Charaktere und schrägen Wendungen, die mit Sicherheit einige gute Abende verspricht.

Streaming-tipp - Szene aus "Good Omens"

Fazit: Absolute Binge-Empfehlung. Wenn das Ende der Welt so aussieht, kann man sich darauf freuen!

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Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!