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Marvel, Superhelden, Grusel
"Ein ganz anderes Projekt" - so wurde das neuste Abenteuer aus dem Hause Marvel angekündigt, als es hieß, Doctor Strange bekomme einen weiteren Solo-Film. Gruselig, erwachsen und voller Horror-Elemente: das wurde den Superhelden-Fans versprochen. Warum es am Ende des Tages leider nicht viel neues über den Streifen zu berichten gibt, dieser Frage gehen wir heute auf die Spur.
Multiversum in den Kinderschuhen
Es ist gar nicht so lange her, dass Marvel offiziell ins Multiversum eingeladen hat: in einer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten tun sich natürlich so einige Story-Ideen auf, für die Doctor Strange in the Multiverse of Madness eine willkommene Bühne geboten hätte. Leider spielt sich aber nur ein Bruchteil des Films in tatsächlichen Parallelwelten ab - und deren Ideen sind eher lau als innovativ. In einem mystischen Abenteuer ist es Stephen Stranges Aufgabe, ein junges Mädchen mit magischen Kräften vor alljenen zu bewahren, die ihre Fähigkeiten für sich nutzen wollen: und darunter ist auch eine alte Bekannte.
Wandavision entzaubert?
In der Serie Wandavision lernten wir die "Scarlet Witch" Wanda Maximov noch als vielschichtigen, interessanten Charakter kennen, der durch zahlreiche schmerzhafte Verluste vom rechten Weg abdriftet - der innere Kampf, der in der Serie noch spürbar war, ist in Doctor Strange aber leider verloren gegangen. Zu einem eindimensionalen Antagonisten reduziert kennt die rote Hexe nicht viele andere Themen als ihre verlorenen Kinder, die sie sich zuvor als Illusion herbei gezaubert und anschließend verloren hat. Auch die Charakterentwicklung vom Hauptcharakter Doctor Strange ist eher flach: der Sorcerer Supreme verbringt viele seiner Dialoge damit, zu beteuern, wie glücklich er doch sei. Ein wenig mehr Zeit für das Intro der Story hätte hier vielleicht schon Abhilfe schaffen können, doch der Film springt von einem Plotpunkt zum nächsten, als sei er ungeduldig, endlich in die Action zu starten.
Keine einheitliche Vision
Zugegeben - an einigen Stellen wird spürbar, wo Regisseur Sam Raimi mit seiner Horror-Vision hinwollte. Gerade am Anfang bestechen die Bilder durch beeindruckende Effekte und unheimliche Szenerien. Aber leider verliert sich das Ganze immer wieder in den üblichen Marvel-Mechanismen: schlecht platzierte Gags und zu viel Fokus auf die Story anstatt auf die Charaktere. Womöglich wollte Raimi hier etwas schaffen, das ihm im Laufe der Produktion aus den Händen genommen wurde - darüber kann man aber nur mutmaßen. Abgesehen von ein paar netten Cameo-Auftritten bekannter Schauspieler und interessanter Multiverse-Charaktere bleibt am Ende nicht viel mehr vom Film übrig, als der Eindruck, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Auch die teils sehr dürftigen CGI Effekte geben Hinweise darauf, dass irgendetwas in der Produktion schief gegangen ist. Naja - es kann vielleicht einfach nicht jeder Film sitzen.
Fazit: 2.5/5 Notenschlüssel-Fights. Vielleicht wollte Doctor Strange in the Multiverse of Madness ganz woanders hin - aber angekommen ist der Film dort leider nicht.
Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)
Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.