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Dominik Tegeler
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Film [Drama, Roadmovie]

Nomadland

Vor einem Sonnenuntergang steht ein Fan und die Silhouette einer Frau.

Disney+
Drama, Roadmovie 

Müde Augen, blasse Haut und schmale Schultern - Fern ist eine strenge, ausgezerrte Frau, die im Leben nicht nur den Verlust ihres Mannes verkraften musste. Sie besitzt keinen festen Wohnsitz mehr - aber wenn der oscarprämierte Film uns eines lehrt, dann, dass ein Mensch ohne Haus nicht unbedingt obdachlos ist.

Frances McDormand steht in einer Nahaufnahme vor dem Horizont
Quelle: Disney+

#Vanlife? 

Das, was man unter dem stylischen Instagram-Hashtag findet, hat nicht viel mit Nomadland zu tun. Anstelle von ausgebauten Bullies und dem romantischen Roadtrip-Leben sieht man in Nomadland vor allem eines: ewige, trockene Wüsten, erschöpfte Gesichter und ein Leben, das von ständiger Mobilität und Heimatlosigkeit geprägt ist. 

Frances McDormand spielt die Witwe Fern, die sich seit dem Tod ihres Mannes mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und dabei mit ihrem Van die Vereinigten Staaten durchquert. Auf ihrer Reise lernt sie die Schicksale verschiedenster Menschen kennen, und beweist sich dabei immer wieder als ehrliche und verlässliche Freundin. Alle lieben Fern - und man weiß schnell, wieso. Mit ihrer ruhigen, grundehrlichen Art wächst sie einem über die knapp zwei Stunden sehr ans Herz.

Drei Camper sitzen bei Nacht um ein Lagerfeuer.
Quelle: Disney+

Atmosphäre über Alles?

Fern nimmt uns mit in ihre Welt. Auf ihrer einsamen Reise durch das verlassene Land durchleben wir mit ihr Höhen und Tiefen, finden und verlieren Freunde, lachen und weinen. Hier sind es die langen, leisen Aufnahmen der Landschaft, eindringlichen Szenen aus dem harten Arbeitsalltag und liebevollen Dialoge, die uns mit in eine Welt nehmen, in der Menschen etwas gefunden haben, das sie mehr schätzen, als einen festen Wohnsitz. 

Es braucht einen langen Atem

Am besten entfaltet Nomadland seinen Zauber, wenn man sich für den Film einen Abend Zeit nimmt. Die trübe Stimmung und die langen Sequenzen beinhalten zwar nicht viel Action, dafür aber ein ganz bestimmtes Lebensgefühl. Bis zum Ende versucht man, die Welt und die Gedanken Ferns zu verstehen, und bis zur letzten Szene bleibt die nachdenkliche Hauptprotagonistin ein Rätsel. Wer sich auf diese Reise einlässt, den erwarten jede Menge berührende, unaufgeregte Momente und der Einblick in ein entfremdetes Leben: ein Muss für Fans von vielschichtigen Charakteren und atmosphärischen Bildern.

Fazit:  4/5 Nomaden-Seminaren. Für Nomadland sollte man sich Zeit nehmen, dann entführt Frances McDormands Schauspielleistung jeden Zuschauer in eine stille, abstrakte Welt aus Träumen und Ängsten.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!