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Oliver Behrendt
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Die Geschichte des ungleichen Paares

Eine verhängnisvolle Internetbekanntschaft?

Maria ist 11 Jahre alt, als sie Bernhard H. aus Blomberg in einem Chatroom im Internet kennenlernt. Der erwachsene Mann gibt sich anfangs als Teenager aus. Es gibt erste heimliche Treffen, ohne dass Marias Eltern wissen oder damit einverstanden sind. Am 4. Mai 2013 verschwinden die beiden spurlos. Die Ermittler gehen davon aus, dass Maria freiwillig mit dem viel älteren Mann mitgegangen ist. Bernhard H. macht sich trotzdem strafbar, weil er ohne Einwilligung der Eltern mit der Minderjährigen unterwegs ist. In den fünf folgenden Jahren arbeiten die Ermittler weit mehr als 800 Hinweise ab. Es gibt Zeugenaufrufe und auch einen Beitrag in der Sendung "Aktenzeichen xy... ungelöst" - alles ohne Erfolg. Ein Sachbearbeiter bei der Polizei in Freiburg kümmert sich ausschließlich um den Vermisstenfall Maria H. Bernhard H. wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Der Vorwurf: Kindesentziehung und sexueller Missbrauch.

Die letzte Spur der beiden

Die letzte Spur des Blombergers und des Mädchen führt nach ins südliche Polen, in die Kleinstadt Gorlice. Dort findet die Polizei nur den Skoda von Bernhard Haase und seinen Hund. Die Kennzeichen an dem Auto sind gestohlen und Zeugen sagen aus, das ungleiche Paar beim Einkaufen und mit Campingausrüstung gesehen zu haben. Auch diese Spur verläuft sich aber.

Die Gerüchte

In fünf Jahren ohne eine Spur kochen immer wieder Gerüchte hoch. So soll Bernhard H. angeblich ein V-Mann des Verfassungsschutz und mit Maria in Spanien untergetaucht sein. Die Polizei Freiburg sagt damals gegenüber Radio Lippe, das an diesem Gerücht nichts dran ist.

Die Wende

Nach 1944 Tagen ist Maria überraschend wieder bei ihrer Familie. Ende August 2018 meldet sich die mittlerweile 18-Jährige aus Italien bei ihren Eltern. Freunde der Familie holen sie daraufhin mit dem Auto in Mailand ab und bringen sie nach Hause.

Was mit dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Blomberger Bernhard H. ist, bleibt zunächst offen.

Die erste Aussage von Maria

Wenige Tage nach ihrer Rückkehr äußert sich Maria gegenüber der Polizei. Sie sagt aus, dass der Blomberger und sie zusammen nach Polen gegangen sind und sie von dort aus alleine mit Zelt und Fahrrad drei Monate lang durch Osteuropa unterwegs gewesen ist. In Italien angekommen, habe sie sich dort alleine mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Wo Bernhard H. ist, weiß Maria nach eigenen Angaben nicht. Teile dieser Aussage widerruft Maria wenig später. Einige Angaben habe sie laut ihrer Mutter gemacht, um Bernhard H. zu schützen.

In einem Fernsehinterview schildert Maria, dass Bernhard H. ihr immer wieder eingetrichtert hat, dass sie im Falle einer Flucht ins Heim müsse und er ins Gefängnis. Alle Probleme, die sie vor der Flucht hatte, würden größer und keiner würde ihr mehr helfen, so wie er es damals tat. Maria sagt, dass sie abgewartet habe, bis Bernhard H. auf der Arbeit war und dann die Flucht ergriffen habe. In den letzten beiden gemeinsamen Jahren haben sie laut Maria in einer Wohnung in der Küstenstadt Licata in Sizilien gelebt und sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Sie hätten sich als Vater und Tochter ausgegeben, erzählen Einheimische.

Die Festnahme

Kurz nach Marias Rückkehr nach Freiburg wird Bernhard H. in Italien widerstandslos festgenommen. Die Ermittler erwischen ihn zufällig bei der Überprüfung eines leerstehenden Hauses in Sizilien. Er hat große Mengen Bargeld und mehrere Handys bei sich. Zunächst sitzt er in Italien in Haft, dann wird er nach Deutschland ausgeliefert. Während der Untersuchungshaft schweigt Bernhard H. zu den Vorwürfen, sagen die Ermittler.