Nach den Ermittlungspannen rund um den massenhaften Missbrauch auf dem Campingplatz von Lügde fordern die Grünen im Landtag neue Polizeistrukturen. Konkret wollen sie, dass die Polizeibehörden in NRW zentralisiert werden. Die Grünen-Fraktion sagt, dass die vielen Pannen der lippischen Polizei zeigen, dass kleine Polizeibehörden nicht ausreichend spezialisiert und geübt seien, um so große Fälle professionell zu bewältigen. In keinem anderen Bundesland sei die Polizeistruktur so zersplittert wie hier mit 29 Landratsbehörden und 18 Polizeipräsidien. Nach Ansicht der Grünen wäre eine deutliche Reduzierung möglich. Denn nicht alle Behörden können alles. Aus einer Mitteilung der Fraktion geht hervor, dass es bislang auch unklar ist, ob die Opfer des tausendfachen Missbrauchs überhaupt von Spezialisten vernommen wurden.
Die Landräte in NRW sehen die Sache anders. Sie sind ja auch die Chefs der Kreispolizeibehörden und sagen: Die Fehler, die es bei den Ermittlungen im Missbrauchsskandal von Lügde gab, sind keine Fragen der Polizeistruktur in NRW. Die Landräte warnen vor vorschnellen Bewertungen. Der Fall könne nicht als Vorwand für eine Veränderung der Behördenstruktur dienen. Mit der gleichen Begründung hätte man nach der Kölner Silvesternacht 2015 auch die dortige Behörde infrage stellen können. Entscheidend sei die personelle Ausstattung der Polizei im ländlichen Raum. Und die müsse deutlich verbessert werden, heißt es in einer Pressemitteilung.