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Aaron Knipper
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Vorsicht vor 5 Sternen: Fake-Bewertungen beim Onlinekauf

Hände tippen auf Tastatur

30. September 2024

  • 86% der Online-Käuferinnen und -Käufer orientieren sich laut einer Umfrage an Bewertungen und Noten.
  • Der Verbraucherschutz warnt davor, den Bewertungen blind zu vertrauen.
  • Bei einem Test der Online-Bewertungen wiesen fast alle Websites Mängel auf, weil sie u.a. nur unzureichend darüber informierten, wie die Bewertungen zustande kamen.

„Die Beklagte wird verurteilt, es bei Vermeidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000,00 €, ersatzweise Ordnungshaft (...) zu unterlassen, im Rahmen geschäftlicher Handlungen im Internet auf der Website (...)  für ein Produkt mit einer Bewertung von 5 Sternen zu werben bzw. werben zu lassen (...).

Urteil des Landgerichts Berlin zu einer Website, die mit fünf Sternen warb, ohne dass es eine einizige Kundenbewertung gab. 

Online-Bewertungen wichtig aber nicht immer richtig

Jahr für Jahr finden intensive Online-Shopping-Wochen statt, darunter Ereignisse wie u.a. dem Black Friday, der Black Week und dem Weihnachtsgeschäft. Dann shoppen Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher Geschenke und Schnäppchen. Kaufimpulse setzen dabei neben dem Preis besonders auch die Bewertungen. 86% der Käuferinnen und Käufer lassen sich nach einer Umfrage von Trusted Shops positiv oder negativ von den Bewertungen im Netz beeinflussen. Allerdings sind diese Bewertungen nicht immer echt: Fake-Bewertungen und Fake-Rezensionen blenden oft die Konsumentinnen und Konsumenten und sind Verbraucherschutzzentralen schon immer ein Dorn im Auge. Seit 2022 zwingen neue Transparenzverpflichtungen die Online-Shops- und Portale offenzulegen, wie sie und dass sie gegen falsche Bewertungen vorgehen. Ein Test des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) ein Jahr später ergab aber 27 von 30 Shops setzten die Richtlinien nicht oder nur unzureichend um. Mahnungen und das Einleiten von Unterlassungsverfahren waren die Folge. „Wir sind immer wieder erstaunt, wie wenig Unternehmen bestrebt sind, neue gesetzliche Vorgaben zugunsten von Verbraucher:innen umzusetzen. Verbraucher:innen müssen sich auf Bewertungen verlassen können“, so Sabrina Wagner, Referentin im Team Marktbeobachtung Digitales des vzbv. 

Tipps zum Erkennen von Fake-Bewertungen

Fake-Bewertungen sind leider nicht an einem einzigen typischen Merkmal zu erkennen. Genauer hinschauen sollten wir deswegen, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:

  • Auf der Website werden vor allem die teuren Produkte positiv bewertet.
  • Es finden sich nur positive und keine kritisch-negativen Bewertungen.
  • Die Bewertung ist blumig geschrieben, lang und es werden die unterschiedlichsten positiven Aspekte eines Produkts ausführlich beschrieben.
  • Die Bewertung ist wie ein Werbetext formuliert und auch lange Produktbezeichnungen werden immer wieder komplett genannt.
  • Ein Produkt ist neu auf dem Markt und es finden sich direkt zahlreiche positive Bewertungen unter der Beschreibung.

Die Expertenempfehlungen beruhen zum Teil auf der Erfahrung, dass Bewertungen meist schnell und direkt geschrieben werden. In der Regel wird deswegen z.B. nicht aufgefeilt formuliert. Weitere Empfehlungen: Wirkt der Text phrasenhaft, lohnt sich ein kurzes Googlen der Phrase. Ebenso können wir die Autorin oder den Autor einer brillanten 5-Sterne-Rezension mal googlen. Hat sie/er möglicherweise mit ähnlichen Worten und Phrasen vielleicht auch ein anderes Produkt positiv beworben?

KI gegen falsche Bewertungen

Firmen wie Google oder Amazon nutzen u.a auch künstliche Intelligenz (KI), um Fake-Bewertungen zu identifizieren und zu blocken. Dabei arbeitet KI auch mit den oben gelisteten Merkmalen bei der Textanalyse. Zudem erkennt die KI Muster, wenn z.B. ein Rezensent viele Bewertungen gleicher oder ähnlicher Art abgibt. Bildmanipulationen werden mithilfe von Bild- und Videoerkennungsalgorithmen identifiziert. Für die Zukunft setzen die Firmen weiter auf maschinelles Lernen. Die KI lernt so selbstständig aus den neuen Daten, um sich bei der Identifizierung von falschen Bewertungen immer weiter zu verbessern. 115 Millionen „richtlinienverletzender Rezensionen“ hat Google nach eigenen Angaben 2022 entfernt, sowie 200 Millionen Fotos und sieben Millionen Videos geblockt. Auch Amazon berichtet, es sei dem Konzern u.a. mit KI gelungen, „Hunderte Millionen von mutmaßlich gefälschten Online-Rezensionen, manipulierten Bewertungen, gefälschten Kundenkonten und anderem Missbrauch zu stoppen, bevor Kund:innen es sehen.“

Eine App gegen Fake-Bewertungen

Der amerikanische Anbieter Fakespot schützt Online-Kundinnen und Kunden mit KI vor gefälschten Online-Bewertungen. Nach eigenen Angaben bietet Fakespot einen sicheren Einkauf bei u.a. eBay, Amazon und Shopify. Im Mai 2023 hat Mozilla Fakespot gekauft und in der Folge in seinen Firefox-Browser integriert. Im Apple-App-Store wie im Google Playstore finden sich auch zwei Fakespot-Apps: Fakespot Pro Browser und Fakespot Light. Beide weisen aber keine überragenden Bewertungen auf mit drei (Lite) bzw. vier (Pro) von fünf Sternen. Ein User schreibt bei Apple „Sehr gut, aber… leider nicht für deutsche Seiten geeignet. Es werden keine landesspezifischen Seiten wie Amazon.de sondern lediglich amazon.com analysiert. Schade, denn die Stores weichen bei den Suchergebnissen und den Produkten innerhalb der Länder stark voneinander ab und sind somit hier mal zu finden und dort mal nicht.“  

 


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