Die Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss zum Fall Lügde haben gestern tief blicken lassen, was bei den Behörden alles schiefgelaufen ist. Eine Mitarbeiterin des Jobcenters Lippe sagte aus, dass sie bereits vor Jahren wegen eines Verdachts auf Missbrauch alle Hebel in Bewegung gesetzt habe – vergeblich.
Die Mitarbeiterin des Jobcenters, selbst Mutter, hatte damals versucht in Gesprächen mit ihrer Vorgesetzten und mit den Jugendämtern Blomberg und Hameln durchzusetzen, dass nochmal jemand die Situation auf dem Campingplatz genauer untersucht. Sie sei damals völlig verzweifelt gewesen - aber auch die Polizei hatte die Pflegesituation als geklärt betrachtet.
Auch eine Mitarbeiterin vom Kinderschutzbund Blomberg sagte gestern aus: Sie habe bei der Frau vom Jobcenter nicht nochmal explizit nach sexuellem Missbrauch gefragt. Nach der Befragung im U-Ausschuss bleibt der Eindruck: Unter anderem das Kommunikationsproblem zwischen den Behörden und ein möglicherweise zu schwammiger Fahrplan bei einem Missbrauchsverdacht haben dieses Unglück in Lügde offenbar so lange möglich gemacht.