Berlin (dpa) - Mit neuartigen kompakten Funkmasten direkt am Gleis und einer besseren Ausnutzung der 5G-Frequenzen wollen die vier deutschen Mobilfunkanbieter und die Bahn künftig ihre Kunden im Zug durchgängig mit Hochgeschwindigkeits-Internet versorgen. Den Anfang in dem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprojekt macht die Suche nach konkreten technischen Lösungen zur Ausleuchtung der Bahnstrecke Hamburg?Berlin.
An dem Projekt sind neben der Deutschen Bahn (DB) und den Mobilfunkunternehmen 1&1, Deutsche Telekom, O2 Telefónica sowie Vodafone auch der Funkmastbetreiber Vantage Towers, der Netzwerkausrüster Ericsson sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Bahnnetzbetreiber Regio Infra Nord-Ost (RIN) beteiligt. Das Projekt wird vom Bundesdigitalministerium finanziell gefördert.
«Gigabit im Zug kein Zukunftstraum»
Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) sagte, Highspeed-Internet in der Bahn dürfe kein Zukunftstraum bleiben. «Für einen modernen Staat muss es selbstverständlich sein, dass die Menschen auch im Zug ohne Einschränkungen das Internet zum Arbeiten, Streamen und Telefonieren nutzen können.» Damit dies gelinge, seien allerdings komplexe technische Herausforderungen zu meistern.
Die 278 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin ist eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Täglich sind hier bis zu 230 Züge und bis zu 30.000 Fahrgäste unterwegs. Die Bahnstrecke steht stellvertretend für die Misere der Mobilfunkversorgung entlang der Bahntrassen in Deutschland. Die Passagiere können sich nämlich bislang nicht darauf verlassen, durchgehend mit einer akzeptablen Datengeschwindigkeit online zu sein.
Das liegt zum einen an der geringen Netzabdeckung in den ländlichen Gebieten auf der Strecke. Die Qualität der Mobilfunkverbindungen hängt aber auch von der Art der Verglasung der eingesetzten Züge ab. Vor Jahren hatte die Bahn die Scheiben von bestimmten ICE-Zügen beschichten lassen, damit die Wagen sich nicht zu sehr durch die Sonneneinstrahlung aufheizen. Diese Folien schirmen allerdings die Mobilfunksignale ab. Neuere ICE-Züge verfügen bereits über funkdurchlässige Scheiben. Bei älteren Zügen werden die Scheibenfolien mit einem Laserstrahl angeritzt, um sie für Mobilfunksignale durchlässig zu machen.
Projekt «Gigabit Innovation Track XT» gestartet
In dem in Berlin vorgestellten aktuellen Projekt «Gigabit Innovation Track XT» (GINT XT) wollen die Mobilfunkanbieter und ihre Partner jetzt erproben, wie sich Basisstationen, Software und Antennen durch alle vier Mobilfunknetzbetreiber gemeinsam nutzen lassen. Gefunkt werde für die leistungsfähigen Datenverbindungen vorrangig im Frequenzbereich von 3,6 Gigahertz. Ergänzend würden sowohl niedrigere Frequenzen mit größerer Reichweite als auch noch höhere Frequenzbereiche getestet. Auch die Verträglichkeit des öffentlichen Mobilfunks mit dem künftigen Bahnfunk FRMCS werde untersucht.
Markus Haas, Chef von O2 Telefónica, sagte, die Projektbeteiligten wollten gemeinsam «den Grundstein für eine neue Ära digitaler Vernetzung im Zug legen». «Die ersten Tests zeigen: Gigabit am Gleis ist machbar, wenn alle mit anpacken.» Die Nutzung des gesamten 5G-Spektrums solle nun mehr Klarheit bringen.