Im Prozess um eine Messerattacke in Bad Salzuflen nahm die Religion eine größere Rolle ein als gedacht. Das lag vor allem an Verteidiger Mustafa Kaplan. Der Rechtsanwalt, der auch den türkischen Präsidenten Recep Erdogan im Fall Böhmermann vertritt, führte die tiefe Gläubigkeit seines Mandanten gleichzeitig als Auslöser und als Entschuldigung für die Attacke an. Neben dem Fall Böhmermann gegen Erdogan tritt Kaplan auch im NSU-Prozess in Erscheinung. Im beschaulichen Lippe ging es allerdings „nur“ um den unbekannten Vorsitzenden einer Bad Salzufler Moschee, der einen Obergerichtsvollzieher in seiner Wohnung mit einem Messer attackiert hat. Was Kaplan daraus machen wollte, war nicht immer nachvollziehbar. In seinen Ausführungen ging es bis hin zum Zwiegespräch zwischen dem Erzengel Gabriel und dem Propheten Mohammed. Dabei war der Sachverhalt ganz einfach: Der Beamte wollte einen Haftbefehl vollstrecken, dafür aber nicht seine Schuhe ausziehen. Das verleitete den Anwalt zu der Annahme, der Gerichtsvollzieher habe die Attacke provoziert. Außerdem müsse man doch wohl entschuldigen, dass sein tief gläubiger Mandant so reagiert. Der Fall habe Grundrecht-Charakter.